In den Bildungswissenschaften stehen die Merkmale von Unterrichtsqualität aus allgemeindidaktischer Perspektive im Vordergrund mit dem Ziel, angehende Lehrkräfte bereits während der ersten Phase der Lehramtsausbildung mit Hilfe von systematischer und kriteriengeleiteter Beobachtung und Beurteilung von videografierten Unterrichtssequenzen für praxisrelevante Qualitätsmerkmale zu sensibilisieren und ihre Professionalität zu steigern. Dies wird anhand enger Kooperationen auf mehreren Ebenen mit den beteiligten Fachdidaktiken (Physik, Englisch und Geschichte) systematisch umgesetzt. Auf struktureller Ebene sind die bildungswissenschaftlichen Seminare im Bachelor und im Master mit den fachdidaktischen Veranstaltungen sowohl inhaltlich als auch methodisch gekoppelt.
Die Verzahnung der Bildungswissenschaften mit der Fachdidaktik Physik ist im Bachelor verortet. Im Rahmen der bildungswissenschaftlichen Veranstaltung werden die Studierenden geschult, Unterrichtsdurchführungen auf der Basis von aus der Theorie hergeleiteten Kriterien systematisch zu beurteilen und erhalten eine allgemeindidaktische Kenntnis über die Bedeutung von Unterrichtsqualität. Die Videoanalyse führt neben einer Kompetenzerweiterung der Beobachtungs- und Diagnosekompetenz gleichsam zu einem Bewusstsein für die Komplexität von simultan stattfindenden unterrichtlichen Prozessen sowie den damit einhergehenden Herausforderungen für die Praxis. Hieran wird in der kooperierenden Veranstaltung der Physikdidaktik angeknüpft, indem die kognitive Aktivierung in ihrer Fachspezifik vertieft wird und die Studierenden selbstständig schülerorientierte Experimentierstationen mit dem Anspruch, vertiefte Lernprozesse zu generieren, entwickeln sollen, die im Lehr-Lern-Forschungslabor (LLF) mit Schülerinnen und Schülern kooperierender Schulen erprobt und durch das projektinterne Videografieteam aufgezeichnet werden. Dieses Videomaterial stellt letztlich die Basis zur Evaluation und Reflexion der entwickelten Experimente dar. Sowohl die Entwicklung der Experimente, deren Durchführung und schließlich die evaluierende Reflexion werden stets durch interdisziplinäre Lehr-Tandems von Physik und Bildungswissenschaften begleitet, die es ermöglichen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Perspektiven auf Unterrichtsqualität aus allgemeindidaktischer und fachdidaktischer Sicht zu diskutieren und zu einer vertieften Auseinandersetzung mit den Lehrinhalten anzuregen.
Umsetzung LLF im Bachelor - Kooperation Bildungswissenschaften und Physik
Die Kopplung der bildungswissenschaftlichen Ausbildung mit den Fachdidaktiken Englisch und Geschichte wird durch die inhaltlich und methodisch aufeinander ausgerichteten Masterveranstaltungen umgesetzt. Parallel zum jeweiligen Fachdidaktikseminar besuchen die Lehramtsstudierenden in den Bildungswissenschaften die zweisemestrige Forschungswerkstatt. Im Sinne des forschenden Lernens setzen sich die angehenden Lehrpersonen in den Forschungswerkstätten intensiv mit den Basisdimensionen guten Unterrichts mit dem Schwerpunkt auf kognitive Aktivierung auseinander und werden dazu befähigt, in Gruppen theoretisch fundierte Beobachtungsinstrumente zu entwickeln und diese zur Auswertung videografierter Unterrichtssequenzen selbstständig anzuwenden sowie ihre Urteile kritisch und reflexiv zu begründen. In den parallel laufenden LLFs der Fächer Englisch und Geschichte erhalten die Studierenden die Möglichkeit, das erworbene Wissen in der Praxis anzuwenden. Dies erfolgt, indem sie fachbezogene Aufgabenformate erarbeiten, die sie unter realen Bedingungen in einzelnen Unterrichtssituationen in Rahmen der LLF entweder an kooperierenden Schulen, an der Universität und/oder an außerschulischen Lernorten mit Schülerinnen und Schülern umsetzen. Diese Erprobung des eigens entwickelten Materials wird für die weitere Ausbildung der Lehramtsstudierenden videografiert. Dieses Videomaterial stellt schließlich die Analyse- und Reflexionsgrundlage für den zweiten Teil der bildungswissenschaftlichen Forschungswerkstatt dar. In kleinen Arbeitsgruppen entwickeln die Studierenden eigene Forschungsfragen, die sich auf die Erprobung der Aufgabenformate im realen Unterricht mit Schülerinnen und Schülern der Mittel- und Oberstufe beziehen und die kognitive Aktivierung in den Blick nehmen.
Umsetzung LLF im Master - Kooperation Bildungswissenschaften und Fachdidaktik Englisch/Geschichte
Die Bildungswissenschaften haben, wie alle am Projekt beteiligten Fachdidaktiken auch, das Konzept des Deeper Learning vor dem eigenen Fachhintergrund ausdifferenziert. Nähere Informationen dazu finden Sie hier.
Ansprechpartner:innen für die Bildungswissenschaften:
Univ.-Prof. Dr. Marius Harring
Univ.-Prof. Dr. Tobias Feldhoff
Jun. Prof. Dr. Katrin Gabriel-Busse